Häufige Fragen zur Initiative
Was genau bedeutet «regelmässiger» Auslauf? Wie ist die Initiative für die Betriebe umsetzbar? Und was verändert sich dadurch eigentlich konkret? Die Auslauf-Initiative ist zwar einfach formuliert — doch ihre Umsetzung bringt einiges an Unklarheit mit sich.
Deshalb haben wir hier die häufigsten Fragen gesammelt und verständlich beantwortet. Ob es um Tierhaltung, Direktzahlungen, Importregeln oder den politischen Prozess geht: Die Antworten sollen helfen, die Initiative besser einzuordnen — und zu verstehen, wie sie umgesetzt werden kann.
Grundlagen
Was fordert die Initiative
Die Initiative verlangt, dass Tiere in der Schweizer Landwirtschaft regelmässigen Auslauf ins Freie erhalten. Sie verpflichtet den Bund, diese Forderung in der Verfassung zu verankern, für eine sozialverträgliche Umsetzung zu sorgen und sicherzustellen, dass auch Importe dem Grundsatz der Initiative Rechnung tragen.
Weshalb brauchen Tiere Auslauf?
Landwirtschaftlich gehaltene Tiere sind empfindungsfähige Lebewesen mit einem elementaren Bedürfnis nach Bewegung, frischer Luft und der Möglichkeit, ihre tierspezifischen Verhaltensweisen auszuleben. Auslauf erlaubt Tieren, sich körperlich zu betätigen, ihre Umgebung zu erkunden und sozialen Kontakt unter natürlicheren Bedingungen zu pflegen.
Was bedeutet regelmässiger Auslauf?
Mit «regelmässig» ist gemeint, dass Tiere wiederkehrend und verlässlich Zugang ins Freie erhalten — nicht nur gelegentlich, sondern als fester Bestandteil ihrer Haltung. Die konkrete Ausgestaltung kann und soll jedoch an die jeweilige Tierart, Haltungsform und Jahreszeit angepasst werden.
Was versteht ihr unter Auslauf ins Freie?
Jedes landwirtschaftlich gehaltene Tier soll die Möglichkeit erhalten, unter freiem Himmel zu stehen und frische Luft zu atmen. Das fördert die physische Gesundheit, aber auch das mentale Wohlbefinden der Tiere. Dabei kann der konkrete Auslaufbereich je nach Tierart variieren — wichtig ist, dass er den Grundbedürfnissen der Tiere entspricht.
Ausgestaltung
Um welche Tiere geht es?
Wir stützen uns auf die Definition aus Art. 2 Abs. 2 der Schweizer Tierschutzverordnung: «Tiere von Arten, die direkt oder indirekt zur Produktion von Lebensmitteln oder für eine bestimmte andere Leistung gehalten werden oder dafür vorgesehen sind». Erfasst wären also Tiere, die für ökonomische Zwecke gehalten werden, nicht jedoch die Familienkatze.
Was meint ihr mit sozialverträglich?
Landwirtschaftsbetriebe sollen nicht unter der Initiative leiden, sondern gefördert werden. Etwaige Nachteile für Betriebe sollen möglichst stark abgefedert werden. Dazu gehören zum Beispiel Unterstützungszahlungen für bauliche Massnahmen. Wo eine Umstellung nicht möglich ist, sollten Betriebe dabei unterstützt werden, sich neu auszurichten.
Was ist mit Betrieben, die nicht umstellen können?
Die Initiative anerkennt, dass eine Umstellung nicht für alle Betriebe gleich einfach wäre, bietet aber durch ihre Form als allgemeine Anregung die Möglichkeit, bei der Umsetzung Lösungen für solche Fälle zu finden. Denkbar sind z. B. längere Übergangsfristen oder finanzielle Unterstützung für eine Umstellung oder Diversifizierung.
Was passiert mit den Direktzahlungen, wenn Auslauf Pflicht ist?
Heute erhalten Betriebe, die ihren Tieren Auslauf gewähren, Direktzahlungen im Rahmen des RAUS-Programms. Diese Zahlungen können neu strukturiert werden: etwa als Unterstützungszahlungen oder für weitergehende Massnahmen. So bleiben Direktzahlungen ein zentrales Instrument — einfach unter neuen Vorzeichen.
Wird es Übergangsfristen geben?
Es ist uns ein Anliegen, dass Betriebe genügend Zeit erhalten, um sich stufenweise anzupassen, Investitionen zu planen und personelle sowie strukturelle Änderungen vorzunehmen. Die genaue Ausgestaltung der Übergangsfristen wird jedoch Teil des parlamentarischen Umsetzungsprozesses sein.
Handel & internationale Aspekte
Was für Vorschriften bzgl. Importen stellt ihr euch vor?
Die Initiative verpflichtet den Bund, dafür zu sorgen, dass dem Grundsatz der Initiative auch beim Import von Tieren und Tierprodukten Rechnung getragen wird. Wie genau das geschieht, bleibt offen — mögliche Optionen sind Importverbote, zollbasierte Anreizsysteme, Mindestanforderungen in Handelsabkommen oder eine Deklarationspflicht.
Führt die Initiative zu mehr Importen?
Nein. Die Initiative will verhindern, dass ausländische Tierprodukte aus schlechter Haltung auf den Schweizer Markt drängen. Indem der Bund Vorschriften für Importe erlässt, wird ein faires Spielfeld geschaffen. Die Gefahr, dass Produzierende durch Billigimporte verdrängt werden, sinkt — auch weil Konsumierende mehr Transparenz erhalten.
Ist das mit internationalen Verträgen vereinbar?
Die Welthandelsorganisation (WTO) verbietet moralisch motivierte Importregeln nicht grundsätzlich — entscheidend ist, dass diese nicht willkürlich oder diskriminierend sind. Wenn die Schweiz sachlich begründet, dass sie bestimmte Standards zum Schutz von Tieren einführt, ist eine Vereinbarkeit mit internationalen Verpflichtungen kein Problem.
Würden die Preise für Tierprodukte steigen?
Die Kosten für echten Auslauf liegen nicht primär in der täglichen Praxis, sondern in der Umstellung — und genau hier sieht die Initiative vor, dass der Bund mit Investitionen und Beratung hilft. Zudem: Versteckte Kosten, wie Antibiotikaresistenzen und Umweltschäden, werden durch die Initiative gesenkt. Das macht sie auch ökonomisch sinnvoll.
Form und Prozess
Was ist eine Initiative in Form einer allgemeinen Anregung?
Eine Initiative als allgemeine Anregung legt keinen ausgearbeiteten Verfassungstext vor, sondern übergibt die Ausarbeitung ans Parlament. Es handelt sich also um einen Volksauftrag an die Politik: Die Bevölkerung sagt, dass sie eine Änderung will — und erwartet von der Politik die Ausarbeitung eines entsprechenden Vorschlages.
Warum habt ihr euch für diese Form entschieden?
Weil sie pragmatisch und lösungsorientiert ist. Die Form der allgemeinen Anregung bedeutet: Das Volk gibt die Richtung vor — die Politik arbeitet die Details aus. So bleibt Raum für die Berücksichtigung verschiedener Tierarten, geografischer Gegebenheiten oder betrieblicher Realitäten.
Diese Form verhindert Blockaden, schafft Verhandlungsspielraum — und erhöht die Chance, dass wir als Gesellschaft gemeinsam vorwärtskommen. Es ist ein ehrlicher, kooperativer Weg für einen Systemwandel, der sowohl das Tierwohl als auch die sozialen Realitäten im Blick hat.
Wie hilft die Form der Initiative, gemeinsam vorwärtszukommen?
In den letzten Jahren ist es zunehmend schwieriger geworden, Erwartungen aus Tierschutz, Konsumentenschaft und Politik mit den wirtschaftlichen und strukturellen Bedingungen auf den Höfen in Einklang zu bringen. Die Initiative will einen Rahmen schaffen, um genau diesen Spannungen konstruktiv zu begegnen.
Die Initiative verbindet Tradition mit Fortschritt — und zeigt, dass die Schweiz bereit ist, Verantwortung zu übernehmen. Sie kann helfen, das Verhältnis zwischen Stadt und Land zu verbessern und Landwirtschaft und Gesellschaft in einen Dialog auf Augenhöhe zu bringen. Weniger Kritik, mehr Anerkennung.
Macht ihr euch keine Sorgen, dass die Verbesserungen für die Tiere nur minimal ausfallen könnten?
Die Initiative ist ein Anstoss, kein Endpunkt. Selbst wenn das Parlament eine schwache Vorlage präsentiert, entsteht ein politischer und gesellschaftlicher Druck, der weitere Fortschritte ermöglicht. Die Debatte um Fragen rund um die Tierhaltung wird sichtbar, Missstände werden thematisiert — und jeder Fortschritt zählt.
Gesellschaftliche Relevanz
Was bringt die Initiative der Gesellschaft?
Die Initiative stärkt das Vertrauen der Bevölkerung in die Tierhaltung in der Schweiz. Viele Menschen erwarten, dass Tiere Zugang ins Freie haben — die Initiative hilft mit, diese Erwartung verbindlich zu erfüllen. Sie schafft klare, nachvollziehbare Standards und trägt so zu mehr Orientierung im Alltag der Konsument:innen bei.
Was bringt die Initiative den Produzierenden?
Die Initiative schafft klare, nachvollziehbare Anforderungen — und somit mehr Verlässlichkeit. Sie bringt jenen Betrieben Rückenwind, die heute schon auf tierfreundliche Haltung setzen, indem sie deren Einsatz nicht länger als freiwillige Mehrleistung behandelt, sondern als Basis für die Weiterentwicklung des ganzen Systems.
Gleichzeitig eröffnet sie die Möglichkeit, auch künftig zwischen Mindeststandard und weiterführenden Tierwohlleistungen zu unterscheiden — etwa über neue Anreizprogramme für Weidehaltung oder vergünstigte Investitionskredite. Wer bereits investiert hat, soll nicht bestraft, sondern weiterhin belohnt werden.
Warum ist Auslauf zentral für eine nachhaltige Landwirtschaft?
Die Schweiz ist ein Grasland. Im Rahmen der landwirtschaftlichen Tierhaltung ist die Nutzung von Grünflächen äusserst sinnvoll. Regelmässiger Auslauf trägt dazu bei, natürliche Ressourcen besser zu nutzen, den Einsatz von Importfutter zu verringern und Nährstoffkreisläufe ökologisch zu schliessen.
Auch wer grundsätzlich kritisch gegenüber der Tierhaltung eingestellt ist, kann anerkennen: Wenn Tiere gehalten werden, dann möglichst artgerecht. Auslauf ist dafür eine zentrale Voraussetzung. Die Initiative führt zu konkreten Verbesserungen und schafft eine Haltungspraxis, die sich an moralischen wie ökologischen Kriterien messen lassen kann.
Welchen Beitrag leistet die Initiative zur Proteinwende?
Die Initiative ist ein Baustein der Ernährungswende: weg von industrialisierter Tierproduktion, hin zu mehr Vielfalt, Tierwohl und pflanzlichen Alternativen. Sie schafft Vertrauen, Transparenz und Qualität — und macht den Weg frei für ein Ernährungssystem, das ökologisch, sozial und moralisch zukunftsfähig ist.
Hast du weitere Fragen? Du erreichst uns über hc.evitaitini-fualsua@ofni.
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